Kapitel Eins


 

Der Ursprung von Êzîdî-Religion


 

Eine Besonderheit von Êzîdî, die sie von allen anderen Religionen unterscheidet, ist, dass sie keine Propheten haben, von dem oder denen sie den Ursprung ihrer Religion ableiten. Das ist ein Beweis dafür, dass sie in ihre Theologie eine Besonderheit sind und damit werden alle Behauptungen, sie seien eine islamische Sekte, hinfällig.

Sie glauben an einen Gott, verehren aber neben ihm auch an der Zahl sieben höhere Wesen, die sie Milîyaketê Xwedê (Gottes Engeln) nennen. Sie erkennen zwar fast alle heute bekannten Propheten, Moses (Musa pexember),  Jesus (Isa pexember), Abraham (Brahîm Xellîl), Hiob (Eyub), Jonna (Yunis pexember), Noah (Nuah pexember), Salamon (Silêman pexember)  u. a. bekannten als Heilige, „Xwedênas“, das heißt: die den Wesen Gott kannten. Aber sie fühlen sich nicht verpflichtet sie anzubeten, weil sie selber bereits vor alle heute bekannten Propheten Gott kannten und ihn seit je und eh verehren. Sie erzählen auch wie die Welt, die Engel, das Paradies, die Hölle, der erste Mensch Adam u. s. w.  erschaffen worden sind. Sie kennen auch die Geschichten über Nimrod (Babel) und berichten auch von Sintflut und Arche Noah. Sie kennen sich bestens mit den Geschichten über Moses, Jesus, und Mohammed aus und wissen über sie auch erstaunlich sehr gut Bescheid, woher sie kamen, was sie gemacht haben und was sie verkündet haben etc.

Einer der häufig gestellten Fragen ist, wann und von wem ist die Religion der Êzîdî gegründet worden. Dies könnte eine mögliche Antwort auf diese wichtige Frage sein. Die Êzîdî glauben, dass sie nicht, wie die anderen Völker dieser Erde, von Adam und Hawa (Eva) abstammen, sondern nur von Adam alleine.

Hierzu lautet ihre Mythologie wie folgt: 

»Eines Tages haben sich Adam und Hawa darüber gestritten, wessen Gene für die Entstehung eines Kindes bzw. der Fortpflanzung der Menschen bestimmt sind. Adam sagte, dass die Zeugung der Kinder nur eine Sache des männlichen Geschlechts sei und deshalb nur seine Gene für die Fortpflanzung der Menschen in Frage kämmen und Hawa behauptete natürlich ebenfalls das Selbe von sich.

Engel Jibraîl der sie bei ungeklärten Fragen beriet und sie sonst auf der Erde begleitete, hat alles mitbekommen und um ihren Streit beizulegen stieg er bald darauf vom Himmel zu ihnen ab. Er nahm von beiden jeweils etwas Schweiß von der Stirn und tat es je in einen Krug.

Er hat beide ermahnt die Krüge neun Monate und neun Tage nicht zu öffnen. (Die Êzîdî glauben, dass eine Schwangerschaft neun Monate und neun Tage dauert) Hawa war ungeduldig und konnte es nicht ertragen so lange zu warten. Um ihre Neugier zu befriedigen hat sie nach ein paar Monaten die Krüge aufgemacht, um zu sehen was darin passierte. Als sie die beiden Deckel aufmachte sah sie, dass in ihr Krug nur Insekten, Kleintiere und Würmer entstanden waren und in dem von Adam war ein Baby entstanden. Sie wurde wütend und hat den Krug, in dem das Baby war, heftig geschüttelt. Damit es nicht auffällt, hat sie die beiden Krüge wieder, wie vorher, verschlossen.

 Nach neun Monaten und neun Tagen kam der Engel Jibraîl wieder zu ihnen und sie öffneten gemeinsam die beiden Krügen. Er nahm das Kind, das ein Junge war, aus dem Krug von Adam heraus. Den Inhalt von Hawa´s Krug kippte er einfach auf dem Boden und die kleine Tiere sind in den Bodenlöchern verkrochen. Damit war es für beiden der Beweis erbracht, wessen Gene für das Entstehen eines Kindes bestimmt sind, nämlich die  des Mannes.

Das Kind bekam den Namen Schedîdî Bincer. Wegen den heftigen Schütteln in der Entwicklungsfase war es an den Beinen und Händen Behindert.

Das Kind war von der ersten Minute seines Lebens an, das Lieblingskind von Adam geworden. Es genoss eine große Zuneigung seitens Adam. Das gefiel Hawa und ihre eigene Kindern nicht, deshalb wollten sie das Kind töten. Hawa wollte durch ein Zeichen ihren Kindern sagen, wann, wo und wie sie das „Liebling“ von Adam töten sollten.  Als es so weit war, dass sie von ihrer Mutter das Zeichen bekommen sollten, auf einmal stellten sie fest, dass sie einander nicht mehr verstanden, weil sie nicht mehr die gleiche Sprache sprachen und so die Bedeutung des Zeichens, das ihre Mutter ihnen geben wollte nicht mehr verstehen könnten. Dadurch könnte der mörderische Plan von Hawa und ihren Kindern vereitelt werden.

Das Kind entwickelte sich von Tag zu Tag prächtiger und bald war es erwachsen. Eines Tages als Hawa sich alleine am Fluss befand ist Melek Jibraîl ihr erschienen, aber diesmal war er nicht, wie gewöhnlich, alleine, sondern hatte eine  weibliche Person bei sich. Hawa fragte ihn, wer seine Begleiterin sei. Melek Jibraîl sagte, dass sie Leylê heißt, und Gott sie geschickt habe, damit Adam sie zu Frau nimmt, um noch mehr Kinder zeugen zu können, damit die Erde schneller bevölkert werden kann. Sobald der Engel diese Worte ausgesprochen habe,  hat Hawa ihngebeten, mit Leylê noch eine weile an der Stelle zu warten, um Zeit fürs einmal nach Hause zu gehen und wieder zurück zu haben. Er billigte es ein und hat mit Leylê auf ihre Rückkehr gewartet.

Hawa ist schnell, wie sie nur konnte,  nach hause gegangen. Dort war Adam alleine.

Sie sprach ihn an und sagte: »Adam lasst uns Heute mit einen Eid einander Versprechen, dass keiner von uns jemals wieder heiraten wird..«

 Adam, der nicht wüste was los sei, war zunächst über diese Ungewöhnliche Verhalten Hawa´s verwundert.

»Was meinst du damit? Denn auf der ganzen Welt gibt es keinen anderen, mit denen wir heiraten könnten geschweige es dürfen. Die einzigen Menschen, die die Welt mit uns teilen sind unsere, eigene Kinder, die wir nicht heiraten dürfen.« Sagte er ihr als Antwort.

»Ich möchte, dass wir beide einander so ein Versprechen geben sollten, nur so.« Antwortete Hawa und wiederholte ihre Bitte an ihn. Adam sah darin keinen Sinn, aber um sie zu beruhigen willigte er ein und versprach ihr, dass er niemanden mehr heiraten wird, worauf auch Hawa ihrerseits ihm, das gleiche Versprechen gab.

Nun war Hawa sich sicher, dass Adam niemals seinen Versprechen brechen wird und ging wieder zurück, um ihre Gäste nach hause zu begleiten.

Melek Jibraîl wüsste, was passiert ist. Er und Leylê gingen mit ihr zum Haus. Als Adam sie kommen sah ging er ihnen entgegen, um sie zu begrüßen. Er sah das Mädchen. Der Engel sagte, dass Gott sie für ihn geschickt habe, damit er sie zu Frau nimmt. Er war über den Streich, der Hawa ihm gespielt habe sehr enttäuscht, aber er hatte sein Versprechen gegeben und das könnte er nicht mehr brechen. Deshalb hat er es beschlossen, dass sein Sohn Schedîdî bincer sie zu Frau nehmen soll.

 Melek Jibraîl willigte ein, und sagte: „Ihre Nachkommen werden Gott und Taus î Melek dienen, und sie werden das Volk von “Êzdayî“ heißen und es ist das Volk von Taus î Melek.«

Die Êzîdî glauben, dass der Name ihrer Religion sich bis jetzt mindestens sieben Mal geändert habe. Der ursprüngliche Name war „Ezdayî“. Das bedeutet wörtlich „Mein Schöpfer.“ Also, dem zufolge sie sind die Anhänger von dem Schöpfer, der sie erschaffen hat und der heißt “Xweda“ oder “Xwedê“ was soviel heißt wie: »Der, der sich selbst erschaffen hat. «  Mit anderen Worten gesagt, sie glauben an  den, der erst sich selbst und dann sie erschuf.

 

 

 

 
 

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© Niviskar:  Ferhun Kurt 

 

Die chronologische Geschichte einer leiderprobten, kleinen Religionsgemeinschaft

 

 

 


Einfuehrung des Autors


Einleitung


Kapitel Eins


Kapitel Zwei


Kapitel Drei


Kapitel Vier


Anhang