Kapitel Drei


 

Die blutigen Fehden zwischen den Êzîdî


 

Die Êzîdî würden nicht nur von ihren Feinden bekriegt und getötet, sondern sie haben sich auch gegenseitig bekriegt und so für den Kampf gegen den gemeinsamen Feind geschwächt.

Das ist ohne Zweifell eine beschämende Situation, wenn ein so kleines Volkchen, wie das von Êzîdî, die von Feinden, die sie ausrotten wollen umzingelt sind und tagtäglich von ihnen getötet werden noch selber aufeinander losgehen und sich ebenfalls gegenseitig in den Tod befordern. Dadurch haben sie sich selber für ihre Feinde häufig vogelfrei erklärt. Ihre Feinde, die auch nicht in der Unterzahl existierten, hatten nun häufig ein leichtes Spiel mit ihnen fertig zu werden.

Solche Fälle haben in der Geschichte von Êzîdî schon immer gegeben. Ich möchte dazu nicht weit in die Vergangenheit zurückgreifen, sondern auf Gegenwart. Denn auch jetzt gibt es noch Êzîdî, die sich bekriegen und das auch im Exil.

 

Gründe für Konflikten zwischen Êzîdî


 

Die Gründe für Feindschaften zwischen den Êzîdî waren unterschiedlich. Aber die meisten fingen mit einem harmlosen Streit an. Zum Glück eskalierte nicht jeder Streit. Die Menschen besaßen häufig noch soviel Vernunft und versöhnten sich wieder.

Hier einige Beispiele:

 

Zwei Beispiele aus Denwan


 

Das Erste 


 

Ein Familienvater aus Denwan, Mişkik ê Xellîl  und Bino ê Osmên haben sich Anfang 1960 wegen einer Grundstücksgrenze gestritten. Im Streit hat Bino mit einem Stein Mişkik am Kopf schwer verletz. In der Folge dieser Verletzung ist er später trotz ärztlicher Behandlung in einem Krankenhaus in Elaziğ gestorben. Er hatte bereits sechs kleine Kinder und seine Frau war auch noch obendrein in Umständen.

Von heute auf Morgen standen die Verwandten beider Seiten in der Blutfehde. Aber anstatt auf Blutrache zu schwören haben die Verwandten der Getöteten sich, vernünftigerweise, auf Anraten von anderen Êzîdî  und auch der vernünftige Menschenverstand haben dazu beigetragen, für den Frieden entschieden.

Qûbat, der Bruder von Mişkik hat mit den Anderen Frieden abgeschlossen und so einfach wurde die Fehde wieder beigelegt und für alle Betroffenen eine bis heute noch gültigen Frieden geschaffen, danach könnten alle halbwegs glücklich in die Zukunft schauen.

 

Das Zweite


 

Es war im April 1983, in dem Jahr hat es sehr wenig geregnet unsere Tiere waren in Şuşanî ya Bahnî. Das Trinkwasser für Mensch und Tier wurde immer knapper und neigte dem Ende zu. Die Hoffnung, dass es doch noch regnen wurde, hatten wir auch längst aufgegeben.

Unter diesen Umständen schickte mich mein Onkel nach Hause. Ich sollte gleich am nächsten Tag, die Eseln mit leerem Wasserbehälter beladen und nach Şuşanî ê bringen, damit wir aus einem Flüsschen bei Qûlika (ca. 15 – 20 Km entfernt) Wasser holen könnten. Ich brach gleich noch sehr früh am Morgen los. In wenigen Stunden war ich in die Nähe des Dorfes gekommen. In einer geringen Entfernung vom Dorf traf ich Leute, die entgegen meiner Richtung unterwegs waren und dorthin wollten, wo ich gerade wegkam. Meine Verwandten, die bereits geahnt hatten, dass uns das Wasser knapp geworden ist, hatten vorsorglich genau die Sachen, die ich holen sollte auf Eseln gepackt und den Leuten mitgeschickt. Also, ich war quasi um sonst gekommen. Aber da ich nur noch wenige Kilometer vom Dorf entfernt war und weil ich auch meine Mutter die jüngeren Brüder sehen wollte, bin ich nicht mit ihnen zurückkehrt, sondern, bin weiter meinen Weg gegangen und war gegen 10 Uhr in Denwan zuhause. Meine Mutter, die mich nicht erwartete und schon gar nicht so früher Stunde, hat sich sehr erschrocken, als sie mich sah. Ich habe sie beruhigt und ihr erzählt warum ich gekommen bin, dann freute auch sie sich, dass ich nicht gleich mit den Sachen zurückgekehrt war, sondern weiter nach Hause gekommen bin. Sie hat mir gleich was zum Essen gebracht. Sie muss geahnt haben, dass ich noch kein Frühstuck gegessen hatte und deshalb hungrig war.

Ich war noch am Essen, da brach auf einmal eine Unruhe unter den Dorfbewohnern aus. Keiner wüsste zunächst, was los sei, aber sie sprachen von einem Streit zuwischen Männern. Manche sagten: „Männer aus unserem Dorf haben sich mit den Leuten aus Kevnas wegen Wasservorräte gestritten und sie sind dabei verwundet worden.“ Die anderen sagten wiederum: „Nein beide Streitparteien seien unsere Leute.“ Jeder wüsste, dass irgendetwas geschehen ist, aber keiner von ihnen was. Auch ich habe, noch halbhungrig, mein Essen liegen gelassen und bin mit anderen zum höchsten Punkt des Dorfes gegangen um einen besseren Überblick zu haben. Als wir dort angekommen sind, erführen wir gleich mehr.

Was war genau geschehen?

Ein Mann aus dem Dorfe, sein Name war Mihê ê Îskên, war in einem Flussbett, das zwischen beiden Dörfern liegt, gegangen, um dort sein Feld zu pflügen. Um ihn zuhelfen und seine Werkzeuge und sonstige Sachen, die er brauchte zum Feld zu bringen, war seine Frau mitgegangen. Nachdem die Sachen gebracht waren, wollte die Frau wieder zurück nach Hause, aber nicht mit leeren Händen. Deshalb wollte sie etwas Trockenholz aus dem dünnbewaldeten Abhang sammeln und mit nach Hause nehmen, um es als Brennstoff zu benutzen. Der Abhang gehörte nicht ihr, sondern Bino, dem Selben, den ich bereits erwähnt habe. Als Xecê am Holzsammeln war kam einer von Binos Söhne, und zwar der Jüngste Usiv. Er fing gleich sie zu beschimpfen. Die Frau, die er Beschimpfte, war die Cousine von seiner Mutter. Ihr Mann der ihn hören könnte, wie er (der Junge) seine Frau mit schlimmen Wörtern beschimpft, hat, um ihn zu beruhigen, von seinem Feld aus ihn gerufen und versucht mit beruhigenden Worten ihn zur Vernunft zu bringen, aber der hitzige Junge wollte sich nicht beruhigen lassen und fing auch ihn zu beschimpfen. Daraufhin ist Mihê zu ihm gegangen, um ihn doch noch zu beruhigen, aber der Junge wollte sich mit ihm lieber streiten. Da verlor auch Mihê, der sonst ein sehr gelassener Mann war, die Beherrschung und verpasste ihn gleich zwei Ohrfeigen, erst jetzt ließ der Junge von ihnen und lief davon. Er ist nicht nach Hause gegangen, sondern zur Soldatenstation, um Mihê anzuzeigen. Der Kommandant der für den Posten zuständig war hat ihn wieder zurück geschickt, weil er noch minderjährig war und vielleicht auch, weil er der Meinung war, dass ein Erwachsener ein Kind nicht ohne Grund bestraft.

Er ist von dort aus zu seinem Brüder, der ebenfalls Mihê heißt, und ebenfalls in der Nähe sein Feld pflügte gegangen. Was er ihm erzählt hat kann man sich nur erdenken. Sein Bruder hat daraufhin seine Stiere mit derer Kraft er pflügte gestoppt und ist mit ihm dorthin gegangen, wo der andere Mihê war. Ein Viehhirt aus Kevnas und andere Êzîdî, die ebenfalls in dem Selben Flussbett am Pflügen waren haben erkannt, dass die beide nur des Streites wegen gekommen sind. Mehrere Leute haben versucht noch rechtzeitig, bevor sie ihren Streitgegner erreicht haben und bevor es eskaliert, die Beiden zustoppen, aber leider keiner von ihnen war dazu in der Lage, die Beiden hitzigen zu stoppen. Noch vom Weiten nahmen sie Steine in die Hand, um sie als Streitwaffe zu benutzen. Mihê ê Bino traf den Anderen Mihê mit einem Stein am Kopf. Er fiel gleich blutend zu Boden. Kurzer Zeit später ist er unmächtig geworden. Er starb wenigen Wochen später in Diyarbekir, im Krankenhaus.

Die Familie von Bino musste daraufhin fluchtartig das Dorf verlassen. Sie haben außer, das was sie am Leibe trugen und das, was sie noch in Windeseile zusammengepackt haben nur noch ihre Tiere mitgenommen, alles andere, samt Ernte, ist auf den Feldern liegengeblieben. Der Mörder und sein Bruder wurden verhaftet.

Die Verwandten von dem getöteten haben auf Rache  geschworen. Kein Mensch könnte sie davon abbringen. Zunächst hat es danach ausgesehen, dass die Fehde nur zwischen der Familie Bino und den Verwandten der Getöteten bleibt und nicht, wie bei solchen Fellen üblich, zu allen Seiten auf die gesamte Verwandtschaft übergreift. Ein wichtiger Grund für diese traurige, aber beschränkte Fehde war der, dass auch die engsten Verwandten von Bino sich mit aller Mittel von ihm und seine Söhne distanzierten. Sie wollten um keinen Preis mit hineingezogen werden. Das war eine wichtige Hilfe für die Außenstehenden, die, wie beim ersten Mal, eine Versöhnung erreichen wollten und das möglichst bevor noch mehr Blut auf beiden Seiten vergossen wird. Diese Hoffnung war verschwunden, als der Bruder von dem Getöteten und seinen Vetter ein Jahr später (im Mai 1984) einen von den Binos Söhne töteten, um den Tod ihres Verwandten zu rächen. Nicht der Mörder, der wieder freigelassen worden war, ist getötet worden, sondern ein jüngerer Brüder von ihm, der Necîm hieß und  zu Zeit des Geschehens sein Wehrdienst leistete, deshalb mit der Sache nicht das geringste zu tun hatte darum vollkommen unschuldig war. Bino dürfte wieder mit seiner Familie ins Dorf zurückkommen.

Die Fehde ist, wie befurchtet, außer Kontrolle geraten und hat alle Verwandten von beiden Familien und teilweise auch Fremden mit einbezogen. Die Fehde dauert heute noch in voller Härte an und wird weiterhin geschürt.

Wie es zu erwarten ist, bleiben auch die Axas bei solchen, für sie nur vorteilhaften Gelegenheiten nicht untätig. Sie setzen alles daran um die Streitereien zwischen den Êzîdî weiter zu schüren. Auf diesen Punkt werde ich noch ein Beispiel bringen.

 

Bacin


 

Bacin gehört zu den ältesten Dörfern der Êzîdî im Tur Abdin. Das Dorf ist auch fast ununterbrochen von ihnen bewohnt gewesen. Die rechtmäßigen Beisitzer sind die Angehörige eines Clans des Êzîdî, Namens: Ûzmanî. Diese sind in der Geschichte Opfer unzähliger Angriffen gewesen und sind bis auf eine Familie fast ausgerottet worden. Die jetzigen Bewohner dieses Dorfes sind einst aus der Gegend von Omerîya vertrieben worden und haben sich in Bacin niedergelassen.    

In Bacin leben bzw. lebten mehrere Großfamilien. Hier die Namen der Familien: Haloka, Botoka, Misurka, Tahirka, u. s. w.

In den 20er Jahren war Şiblî, aus der Haloka-Familie, das Oberhaupt des gesamten Dorfes. Er ließ sich von den Axas wenig gefallen, deshalb war er von diesen verhasst. Die Axa von der Familie Azîzkê Axa, die in Midyat wohnten und aus Şemika-Clan stammten hetzten seine Verwandte auf ihn. Sie erzählten ihnen, dass sie seinen Platz einnehmen würden, wenn er nicht mehr Leben würde. Seine Verwandte aus der Botokafamilie haben einigen Moslems aus Dalînê Geld gegeben, (Dalîn liegt ca. 10 Kilometer südlich von Bacin), damit diese Şiblî töten. Es war Sommer, Şiblî und seinen Hirten, der auch aus der Botokafamilie war, schliefen in der Nähe des Dorfes auf einem Feld bei den Tieren. Er hatte zwei Gewehre gehabt, eine davon war defekt. Nach ersten Schuss blieb manchmal die Buchse im Lauf des Gewehrs stecken, und das wussten auch seine Gegner und hatten die bestellten Mörder darüber informiert gehabt. Die Mörder wussten auch, wo er gewöhnlich schläft. Also, alles war gründlich geplant. Die Killer sollten des Nachts von dem Bruder des Hirten begleitet, zielstrebig zu seinem Bett gehen, ihn toten und abhauen. Während eine andere Gruppe angeführt von einem Angehöriger des Botokafamilie, Namens Alîkê gleichzeitig im Dorf den Schwiegersohn von Şiblî (sein Name war Bahlo) töten sollten. Was sie nicht wussten war, dass Şiblî an dem Abend sein Bett mit dem seines Hirten (ein Verwandter von Alîkê) vertauscht hatte. Die Killer gingen zielstrebig, genau wie geplant, zu seinem Bett und schossen mehrere Schusse darauf und machten sich davon. Auch der Bruder von dem Hirten hat den Angaben nach auf das Bett geschossen. Durch die Schüsse aufgeweckt nahm Şiblî sein Gewehr und rief mehrere Male nach den Hirten, aber er könnte ihm nicht mehr antworten. Daraufhin schoss auch er einmal mit seinem Gewehr und rief dabei: »Ihr feigen Halunken, ausrauben könnt ihr gar nichts. Lauft nur, aber glaube ja nicht, dass ihr dem Vater von Sebrî und Sillê entkommen werdet!« (Der Vater von Sebrî und Sillê war er selbst, seine Söhne hießen so). Er könnte zu der Zeit noch nicht ahnen, dass seine Gegner nicht gewöhnliche Viehdiebe, sondern kaltblutige Killer waren, die ihn töten wollten.

Den Mörder war es klar, dass sie nicht ihn, sondern einen anderen getötet haben. Şiblî schoss noch ein zweites Mal und dann blieb die lehre Patrone im Lauf des Gewehrs stecken, so dass er nicht mehr nachladen könnte und das war sein Todesurteil. Als die Mörder es gemerkt haben, dass er ohne Waffe da stand, sind wieder zurückgekommen und haben auch ihn getötet. Gleichzeitig ist sein Schwiegersohn Bahlo im Dorf im Schlaf getötet worden.

Das war der Anfang von einer bis heute andauernden blutigen Fehde zwischen Êzîdî, die auch mit einander verwandt sind. Mir sind siebzehn Opfer namentlich bekannt, denen der sinnlose Brüderkrieg bis Heute das Leben gefordert hat.

 

 Efşê


 

Der dritte Fall


 

Im Sommer des Jahres 1980 haben sich zwei Männer aus Efşê wegen eines Grundstücks gestritten. Schnell hat sich der Streit ausgeweitet, weil auch andere Verwandte, von beiden Seiten, sich an dem Streit beteiligt haben. Dabei hat einer von denen, die den Streit begonnen haben und einer seiner Verwandten drei von ihren Streitgegnern getötet. Die Mörder und auch einige von ihren Verwandten, die unschuldig waren, wurden verhaftet und zu lange Haftstraffen verurteilt.    

Die übrige Verwandtschaft von den Tätern ist mit ihren Tieren aus dem Dorf geflüchtet und jeder für sich hat in anderen Êzîdî-Dörfern um Asyl* gebeten. Das würde ihnen gewährt bis sich die Familien wieder versöhnt haben und sie wieder zurück in ihren Häusern könnten. Auch die Verwandten von den Getöteten haben einen Bruder des Haupttäters getötet. Nach mehreren Jahren haben sich die Verfeindeten Verwandten und Nachbarn wieder versöhnt und die Flüchtlinge dürften wieder in ihren Häusern zurückkehren.

 

* Einen Flüchtigen Schutz zu bieten ist bei den Êzîdî selbstverständliche Ehrensache, auch wenn dieser sich durch eine schlimme Tat schuldig gemacht habe. Die Geschädigten haben in der Regel auch dafür Verständnis und betrachten die Beschützer nicht als Gegner. Also, aus humanitären Gründen jemanden Schutz zu bitten ist bei den Êzîdî keine Parteiergreifung, sondern selbstverständlich. 

 

Die Rolle des Axas in Streitsituationen


 

Auch die Axas trugen ihrerseits, so gut wie sie nur konnten, dazu bei um die Fehden zwischen den Êzîdî zu schurren.

Hier ein Beispiel dafür: Die Ernte von Denwan ist 1985 auf den Feldern heimlich vernichtet worden. Wie erwartet haben die Besitzer auch diesmal welche aus dem Dorf für diesen Verbrechen beschuldigt, aber nachweisen konnte ihnen keiner. Einer von den Beschuldigten, war Mihê ê Bino, also der den Anderen Mihê ê Îskên getötet hatte. Der Andere war ein Verwandter von ihm, namens Ahmed. Da man an dem Abend, als die Ernte vernichtet worden ist, beide in der Nähe dessen gesehen hatte, hat man sie verdächtigt. Ein weiterer Grund dafür dürfte auch gewesen sein, dass ein Teil der Ernte ihre Gegner gehörte, wobei aber das größte Teil anderen Dorfbewohner gehörte, die mit der Fehde nicht zu tun hatten.

Die Beschuldigten haben mit einem Schwur die Schuld von sich gewiesen. Sie sind auch nach diesem Schwur zwar in Rühe gelassen worden, aber ihnen geglaubt haben die Geschädigten im Wahrheit so richtig nicht. Ein wenig Zweifell, dass die Beiden das Verbrechen verübt haben könnten, ist geblieben. Das ist so lange aufrechtgeblieben bis alle nach Deutschland geflüchtet sind und das Dorf verlassen haben. Erst hier ist es herausgekommen wer und warum sie es getan haben.

Eines Tages war einer aus Denwan bei anderen Êzîdî aus anderen Dörfern zu Besuch. Die versammelten haben sich über ihren Heimat und auch darüber wie sie von den Moslems und den Axas behandeltet wurden, welches Unrecht sie ihnen angetan haben u. s. w. unterhalten. Unerwartet hat einer von ihnen, der aus dem Dorf Efşê stammte, die anderen vor einer Frage gestellt, in dem er sagte: »Seit mal ehrlich! Waren wir nicht dumm, als wir uns von den Axas benutzen ließen, und uns gegenseitig schaden zufügten? Wir taten alles, was sie uns sagten, beispielsweise  auch ich. Mich und einige andren hat einmal die Familie Serhan Axa geschickt um die Ernte von Denwan zu vernichten, was wir auch taten, um sie gegeneinander zu hetzen. Wir haben die Ernte, die kurz davor war gemäht zu werden, völlig zerstört und das nur weil Cemîl uns geschickt hat. Er hat gesagt geht und zerstöre die Ernte von Denwan! Sie stehen mit einander in Fehde, vielleicht bringen sie noch mehr von einander um.«

Da hat ein Anderer seine Rede mit folgenden Worten unterbrochen. »Sei still, weil die Rechnung von Cemîl Axa nur zum Teil aufgegangen ist, heißt lange nicht, dass die Geschädigten euch nicht auch hier in Deutschland  zu Rechenschaft ziehen werden.«

Der Zeuge von dem Gespräch hat alles nur stillschweigend aufgenommen ohne sich mit ihm bekannt zu machen. Die Geschädigten wissen mittlerweile über alles bescheid, sie haben ihn trotzdem, wegen seine, wie er es selber sagte, “Dummheiten“ nicht zur Rechenschaft gezogen.

Alleine diese Geschichte beweist, wie grausam die Feinde der Êzîdî ihnen gegenüber waren. Das beweist auch wie schwer und vor allem auch wie wichtig es war sich wieder schnellstens zu versöhnen.

 

 
 

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© Niviskar:  Ferhun Kurt 

 

Die chronologische Geschichte einer leiderprobten, kleinen Religionsgemeinschaft

 

 

 


Einfuehrung des Autors


Einleitung


Kapitel Eins


Kapitel Zwei


Kapitel Drei


Kapitel Vier


Anhang