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Kapitel Zwei
Kulturelle und soziale Bindung
Da es
den Êzîdî fast unmöglich war mit moslemischen Kurden zusammen in
einem Dorf zu leben, haben sie in kleine, nur von Êzîdî bewohnten
und in meist nah bei einander liegenden Dörfern gelebt. Solche
rein ezidische Dörfer waren für sie die einzigen Möglichkeiten um
ihre Religion und die damit verbundenen kulturelle- und religiöse
Feste, beinahe ungestört und unter wenig Einfluss von Fremden,
auszuüben und zu feiern. Wegen den schlechten Erfahrungen mit
ihren muslimischen Nachbarn, waren die Êzîdî sehr bemüht ihre
Religion möglichst unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszuüben.
Diese gewollte Isolation führte dazu, dass alle, wie in einer
Großfamilie voneinander abhingen und aufeinender angewiesen
waren.
Die
kleinste Störung in dieser “Familie” hatte verheerende
Auswirkungen auf alle Dorfbewohner gleichermaßen gehabt. Ihre
stärke, gegen Gefahren von Außen, lag nur in diesen Zusammenhalt.
Nur so konnten sie ihren alltäglichen, einfachen Leben besser
einplanen und leichter bewältigen. Das ist auch in dieser ihnen
feindselig gesinnten Welt die einzige Möglichkeit gewesen, um
ihre Religion und das Volk der Êzîdî am Leben zu erhalten. Sie
sind mit diesem „Konflikt vermeide“ Taktik auch mehr oder weniger
erfolgreich gewesen. Es ist sicherlich sehr tapfer und
anerkennungswert, dass sie ihre Religion und ihre Kultur, wenn
auch nicht vollständig, immerhin ohne Fremde Hilfe, solange und
zwar mehr als tausend Jahre voller Unterdruckungen, Verfolgungen,
Genoziden u. s. w. am Leben erhalten haben. Damit wirkten sie
gegen ihre ihnen feindlich gesinnten, fanatischen muslimischen
Nachbarn stark und unbesiegbar. Aber auch eine Isolation konnte
sie von ihren muslimischen Nachbarn nicht vollkommen unabhängig
machen und sie gegen ihre Übergriffe und Schikanen ausreichend
schützen.
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