Kapitel Zwei
Die Siedlungsgebiete der Êzîdî nach der Teilung
Aufgrund der Tatsache, dass
fast alle Kurden früher, bis zur Zwangsislamisierung, Êzîdî
waren, kann man auch sagen, dass das gesamte Kurdenland
(Kurdistan) auch ezidisches Herkunftsland war und ist.
Nach der Zwangsislamisierung
der Kurden (im 7. Jahrhundert n. Chr.) blieben nur einige
ezidische Siedlungen zerstreut über das gesamte Kurdistan übrig.
Überall wo ihnen die Berge Schütz boten haben sie sich neue
Siedlungen aufgebaut und versuchten ein menschenwürdiges Leben zu
führen. Sie ernährten sich fast ausschließlich von selbst
angebauten Früchten und von der Tierhaltung, - vorausgesetzt,
ihre Feinde haben ihnen diese Möglichkeiten gelassen.
»Im Suden erblickt man fern in
der Ebene den steilen Felsgrat Sindschar=Dagh wie eine Insel sich
mauerartig erheben, welche außer vierunddreißig Jeziden=Dörfern
eine Stadt trägt. Diese Jeziden sind Kurden, welche überall, wo
Gebirge ihnen Schütz gegen die Araber gewähren, sich fleißig
anbauen; ihre Stadt ist das alte Sangara, welche König Sapor
belagerte.«
So schrieb Helmut von Moltke
in der Zeit als er Militärberater in den türkischen Diensten
(1835 – 1839) war.
In der ersten umfangreichen
Chronik des kurdischen Volkes der „Şeref Name“ (Scheref Name)
aus dem Jahre 1596 wird erwähnt, dass damals 13 kurdische Stämme
samt ihren Fürsten, die weitestgehend unabhängig waren, Êzîdî
waren. Die mächtigste unter ihnen war der Dasini-Stamm, der in
der Şêxanregion (Schechan) angesiedelt war. Auch ein großer Stamm
des Bohtî-Stammes in der Cezîrah war ebenfalls ezidisch (heute
lebt in dieser Region nicht ein einziger Êzîdî mehr, alle sind
vertrieben, oder umgebracht, wenn sie vorher nicht
zwangsislamisiert sind), sowie die nomadischen Xaltî (Khaleti)
(östlich von Van), die Mahmudî (in der Nähe von Hosap südlich von
Van) und die Dunbelî (westlich des Urmia-Sees). Weitere Êzîdî
lebten nach dem „Şeref Name“ schon damals im Djebel Siman, in
Nordsyrien, bei Halep (Aleppo).
Diese Siedlungen waren bis
mitten der 19. Jahrhundert noch von Êzîdî bewohnt. Auch der
Archäologe A. H. Layard berichtet von ezidische Dörfer um
Başkala (Baschkala) und er schreibt, dass auch das heute
moslemisches Dorf Ridwan/ Redwan den Êzîdî gehörte. Weiter heißt
es bei Layard:
»...Redwan wird eine Stadt genannt,
weil es einen Bazar hat und der grösste Ort eines bedeutenden
Bezirks ist. Es hat ungefähr achthundert schlecht gebaute Hütten
und liegt an einem grossen Flusse, der sich mit dem von Diarbekir
herkommenden Arme des Tigris vereinigt. Die Einwohner sind, mit
Ausnahme von etwa einhundert armenischen und vierzig bis fünfzig
jacobitischen und chaldäischen Familien, Jezide..«
Weiter schreibt er: »..Im Osten des Districts von
Mahmudijah und in dem von Karasu giebt es viele Jezididörfer und
eine beträchtliche jüdische Bevölkerung. Beide Stämme werden von
den kurdischen Häuptlingen sehr gedrückt, die ihnen ihre Habe und
selbst ihr Leben mit der grössten Gleichgültigkeit rauben, „indem
die Kadi,“ wie mich Ahmed Agha versicherte, Fetwahs (Decrete)
erlassen hatten, dass beides dem wahren Gläubigen dem Gesetz nach
erlaubt sei ...«
(Schreibweise und Garamethik beibehalten)
Die älteren Êzîdî sagen, dass
alleine im Kreis Weranşehîr (türkisch: Viranşehir) mehr als 365
Êzîdî-Dörfer gab. Im Laufe der Zeit wurden bis auf einige wenige
Dörfer alle anderen entweder vertrieben oder massakriert wobei
eine beträchtliche Zahl von ihnen auch zwangsislamisiert worden
ist.
Die Siedlungsgebiete der Êzîdî
liegen bzw. lagen in den östlichen Provinzen der Türkei
(Provinzen Diyarbakir, Urfa, Gaziantap, Siirt, Batman, Şirnex
(türk. Şirnek) und Mardin)
Auch diese Siedlungen sind,
seit 60er Jahren, gegen Diaspora ausgetauscht worden. Bis auf
wenige hundert, meist Greise, sind alle Êzîdî nach Europa,
vorwiegend in die Bundesrepublik Deutschland gefluchtet.
· In Syrien liegen
die Siedlungen der Êzîdî bei Khatuniye, im Jebel Abdal-Aziz, 6
Dörfern südlich von Amuda in der sog. Cezîrah südlich des
Habuhr-Flusses und in der Umgebung von Halab/ Aleppo und Afrîn
sowie nord-westlich von Halab gelegenen Jebel Sim.
· Im Irak liegen ihre
Siedlungen im Distrikt Şêxan/ Schechan, wo auch ihr Heiligtum
Laliş (Lalisch) liegt, Zaxo und Simal (Duhok), Tel Keyf, Başik
und Bahzan (Mosul) und Şingal/ Dschebel Sindschar.
· In den
trankskaukasischen Ländern leben sie zerstreut in vielen
ehemaligen Republiken, die zu Sowjetunion gehörten, wie Armenien
und Georgien.
· Weitere Siedlungen
werden auch in Iran um Urmia-See erwähnt.
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